Vor 85 Jahren wurde das KZ Buchenwald errichtet
Am 15. Juli 1937 wurden aus dem KZ Sachsenhausen die ersten 149 Häftlinge auf den Ettersberg bei Weimar verschleppt, um das spätere KZ Buchenwald zu errichten. An diesem Tag bestand das Lager aus einer Baracke mitten im Ettersburger Staatsforst. Wachleute des KZ Lichtenburg hatten sie aufgestellt. In den folgenden fünf Wochen kamen fast 2000 Häftlinge aus den Lagern Sachsenburg und Lichtenburg, darunter ein Großteil politischer Häftlinge. Die Gesamtzahl der 1937 eingelieferten Häftlinge betrug 2912 Mann, von denen am 1.1.1938 bereits 53 ums Leben gekommen waren.
Die ersten Häftlinge mussten den Wald roden, Kanalisation und Stromleitungen legen, Straßen, Kasernen, Wohnhäuser, Garagen und ein Barackenlager erbauen. Diese Zeit des Aufbaus war besonders grausam. In täglich 14- bis 16stündiger schwerster körperlicher Arbeit, unter ständiger Lebensgefahr durch SS-Leute, entstanden auf diesem Berg bei Weimar in knapp zwei Jahren das Lager und die dazugehörigen SS-Unterkünfte, Verwaltungsgebäude und Villen für die höheren SS-Offiziere, Straßen, Fernheizanlagen, der Lagerzaun mit seinen 23 Wachtürmen und Werkstätten. Trotz der Eile und der endlosen Arbeitszeit wurden kaum technische Hilfsmittel verwendet.
Als in der Stadt Weimar bekannt wurde, dass das neue KZ den Namen „K.L. Ettersberg“ tragen sollte, regte sich Widerspruch. Der Name „Ettersberg“ sei doch mit dem Dichter Johann Wolfgang von Goethe verbunden. Nach einem Einspruch der Weimarer NS-Kulturgemeinde wurde das Lager zwei Wochen später in „K.L. Buchenwald/ Post Weimar“ umbenannt.
Buchenwald war Teil des faschistischen Lagersystems, das in Vorbereitung des faschistischen Krieges neu organisiert wurde. Bis dahin gab es viele kleinere regionale Konzentrationslager, oftmals in der Verantwortung der SA. Dies änderte sich Mitte der 1930er Jahre. Die kleinen Lager wurden aufgelöst und zentrale Lager wie das seit 1933 bestehende Dachau wurden in Sachsenhausen (1936), Buchenwald (1936), Flossenbürg (Mai 1938), Neuengamme (Ende 1938) und – nach dem „Anschluss“ Österreichs – Mauthausen (August 1938), sowie im Mai 1939 in Ravensbrück geschaffen. Die zentrale Funktion dieser Lager war die längerfristige Ausschaltung einer größeren Zahl von politischen Gegnern in Vorbereitung auf den geplanten Krieg. Zudem ging es um eine zunehmende Internierung von „volksschädlichen Elementen“, wie es in der Nazidiktion hieß, also all denen, die als „Volksfeinde“ aus der faschistischen „Volksgemeinschaft“ ausgegrenzt wurden.
Seit der Annektierung von Teilen der CSR Ende 1938 begann die Verschleppung von Menschen aus ganz Europa auf den Ettersberg. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges kamen sie aus Polen, Frankreich, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden, aus Jugoslawien und der Sowjetunion. Auch Spanienkämpfer und italienische Häftlinge waren in großer Zahl auf dem Ettersberg. Insgesamt weit waren hier über 30 Nationen vertreten. In Buchenwald und seinen 136 Außenlagern wurden insgesamt über 250 000 Menschen inhaftiert. Mehr als 60 000 Menschen wurden durch die Haftbedingungen, auf den Todesmärschen und den Terror der SS ermordet.
Wir erinnern aber auch daran, dass es den politischen Häftlingen im KZ Buchenwald gelang, Widerstand gegen den SS-Terror für das gemeinsame Überleben aller Häftlinge zu organisieren, ein Widerstand, der im Aufbau eines Internationalen Lagerkomitee mit einer Internationalen Militärorganisation mündete.
Dem politischen Widerstand gelang beim Heranrücken der alliierten Streitkräfte am 11. April 1945 die Selbstbefreiung des Lagers. 21 000 Häftlinge, deren Deportation auf Todesmärsche verhindert werden konnte, darunter über 900 Kinder und Jugendliche erlebten die Befreiung.
Am 19. April 1945 formulierten sie ihren bis heute berühmten Schwur von Buchenwald:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel!“
Diesem Vermächtnis der Überlebenden fühlen sich die FIR und ihre Mitgliedsorganisationen bis heute verpflichtet.