22. November 2024

Afghanistan – was nun? Matin Baraki

Die jüngsten Entwicklungen in Afghanistan haben uns dazu bewogen, mit unserem Afghanistanexperten Matin Baraki ein Gespräch über die aktuelle Lage am Hindukusch zu führen. Zunächst einmal ist bemerkenswert, dass sich die Einschätzung von Baraki, der ständig in direktem Kontakt mit Verwandten und Freund*innen in seiner Heimat steht, durchaus von den westlichen Mainstreammedien unterscheidet. Zur Situation in den von den Taliban eroberten Gebieten sieht er die Lage differenzierter. Es gab durchaus Übergriffe auf die Zivilbevölkerung aber auch Situationen, in denen die Taliban Entgegenkommen und Dialogbereitschaft signalisiert haben. Dies stimmt auch mit der generellen Einschätzung/Hoffnung von Baraki überein, der in den heutigen Taliban nicht mehr jene vor 20 Jahren sieht. Er erwartet/erhofft eine pragmatischere und kompromissbereitere Haltung der Taliban, welche ja für das Land zumindest eine wesentliche Mitverantwortung übernehmen wollen. Und dafür benötigen sie auf jeden Fall auch die Mitwirkung zumindest eines wesentlichen Teiles der Bevölkerung. Er sieht auch die Möglichkeit, dass die Taliban nicht in erster Linie an weiteren territorialen Eroberungen interessiert sind sondern durchaus zu einem Kompromiss und einer Machtteilung mit der afghanischen Regierung bereit sind. Baraki erhofft auch ein stärkeres Engagement regionaler Mächte und Nachbarstaaten, welches zu einer Stabilisierung des Landes beitragen kann. Abschießend besprechen wir auch die Flüchtlingspolitik und die höchst fragwürdige und zynische Vorgangsweise mancher westlicher Regierungen, an deren Spitze die österreichische.
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